4.3 Änderung von Gletschern im 20. Jahrhundert
Last updated
Last updated
Die österreichischen Gletscher sind ein wichtiger Speicher im Wasserkreislauf des Landes, der 1998 ein Eisvolumen von ca. 18 km3 enthielt, das einer Wasserhöhe von 190 mm oder 16 % eines mittleren Jahresniederschlags entspricht. Seit dem Gletscherhöchststand Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Alpengletscher deutlich an Fläche und Volumen abgenommen. Auf der Grundlage des neuen Gletscherinventars stellt die Karte in einem Diagramm die Flächen-, Höhen- und Volumsänderungen der Gletscher zwischen der ersten Aufnahme 1969 und der neuen Aufnahme dar. Die Gletschergebiete sind in der Darstellung von West nach Ost geordnet und nummeriert.
Mit dem Info-Tool können die Änderungen für Gletschergruppen abgefragt werden. Eine Detailauswertung für ausgewählte Gletscher ist als Bild hier eingefügt.
Die österreichischen Gletscher sind ein wichtiger Speicher im Wasserkreislauf des Landes, der 1998 ein Eisvolumen von ca. 18 km3 enthielt (Lambrecht & Kuhn 2007). Als Wasseräquivalent von rund 16 km3 entspricht das auf der Gesamtfläche von Österreich von 84 000 km2 einer Wasserhöhe von 190 mm oder 16 % eines mittleren Jahresniederschlags.
Seit dem Gletscherhöchststand Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Alpengletscher so auffällig an Fläche und Volumen abgenommen, dass schon 1894 eine internationale Gletscherkommission gegründet wurde, die ihr Verhalten dokumentieren und mit den Änderungen verschiedener Klimagrößen in Verbindung bringen sollte. So hat zum Beispiel das aus seinen Moränen rekonstruierbare Volumen des Hintereisferners im Ötztal Mitte des 19. Jahrhunderts eine Größe von 1.5 km3 gehabt, 1998 nur noch 0.5 km3. Seine Fläche hat von damals 14 km2 auf 1969 9.5 km2 und 1997 8.5 km2 abgenommen (Groß 1987, Lambrecht & Kuhn 2007).
In der Folge des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957 wurden Richtlinien zur Erstellung eines weltweiten Gletscherinventars aufgestellt (UNESCO 1970), und 1969 wurde ein Inventar aller österreichischen Gletscher erfasst (Patzelt 1978, 1980). Dieses erste österreichische Gletscherinventar zeigte die Gletscher am Beginn einer Vorstoßphase aller Alpengletscher, in der trotz wachsendem Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre die globalen Temperaturen stagnierten und ca. 75 % der österreichischen Gletscher vorstießen.
Der Höhepunkt dieser Vorstoßphase wurde 1982 überschritten, als eine Reihe von außergewöhnlich warmen Sommern die Massenbilanzen der Alpengletscher stark negativ werden ließ. Dies kann am Beispiel des seit 1894 gründlich erforschten Hintereisferners gezeigt werden: seit 1952 hat er 25 m Wasseräquivalent oder ca. 0.55 m mittlere Eisdicke pro Jahr verloren, im Mittel seit 1983 schon 0.75 m und im heißen Sommer 2003 gar 2 m. Der zeitliche Verlauf seiner Massenbilanz ist im Erläuterungstext zur Karte 4.1 abgebildet.
Das neue österreichische Gletscherinventar wurde vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Innsbruck und der Kommission für Geophysikalische Forschungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit Hilfe der Luftbildkompanie des österreichischen Bundesheers, der Kommission für Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen, mit finanzieller Unterstützung des Hydrographischen Zentralbüros des BMLFUW, der Bund - Bundesländerkooperation in der Rohstoffforschung des BMBWK, des EU Projekts Omega, des Projekts Glowa -Danube des deutschen BMBF und des Österreichischen Alpenvereins erstellt. Luftbildaufnahmen begannen 1996 und endeten im Jahr 2002, dabei wurden 81 % der Gletscherflächen in den Jahren 1997 und 1998 aufgenommen.
Das neue Gletscherinventar folgt also fast in der so genannten Normalperiode der Klimatologie von 30 Jahren auf das erste Inventar. In diesem Zeitraum haben sich das Klima und die Technologie geändert. Das Klima von der kühlen Periode, die von 1965 bis 1981 dauerte, zu den fortschreitend wärmeren Jahren danach. Die Technologie hat den Schritt zu den digitalen Geländemodellen gemacht, die eine rasche, genaue und ökonomische Arbeitsweise ermöglichen (Würländer & Eder 1998). Dieser Schritt war der Anlass, die Aufnahmen der österreichischen Gletscher von 1969 auf dem heutigen Stand der Technik neu zu bearbeiten, teils durch neue photogrammetrische Auswertung der damaligen Luftbilder, teils durch Digitalisierung der Schichtenlinienpläne von 1969. Der vorliegende Vergleich der Gletscher von 1969 und heute beruht also auf homogenem Material und einheitlicher Analyse nach den Vorschriften des World Glacier Inventory.